»Jeder Staat muss in der Lage sein, sein Staatsgebiet und seine Grenzen zu schützen!«, ruft Ex-Innenminister Friedrich (CSU) Mitte Oktober in der Flüchtlingsdebatte in den Bundestag. Die kritische Zwischenfrage, ob er meine, dass notfalls an der Grenze geschossen werden müsste, beantwortet er nicht.
Das übernimmt später die AfD. Am 1. November 2015 sagt der NRW-Landesvorsitzende Marcus Pretzell der dpa: »Die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt als Ultima Ratio ist eine Selbstverständlichkeit.«
Am selben Tag sagen Umfragen der AfD acht Prozent voraus – in Ostdeutschland kommt die AfD auf 15 Prozent.
Und am selben Tag erleidet in Freital (Sachsen) ein Asylsuchender Schnittwunden im Gesicht, als vor dem Fenster seiner Wohnung ein Sprengsatz explodiert. In Magdeburg greifen rund 30 Menschen mit Baseballschlägern und Schlagstöcken bewaffnet Asylsuchende an, zwei syrische Flüchtlinge müssen im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Im niedersächsischen Sehnde verüben Unbekannte einen Brandanschlag auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft. Im sächsischen Döbeln versucht ein rassistischer Mob Busse zu blockieren, die Asylsuchende in die Stadt bringen sollen. Am selben Ort werden Scheiben einer Erstaufnahmeeinrichtung beschädigt, vermutlich durch eine Luftdruckwaffe. In Dortmund brennen Mülltonnen unweit einer Turnhalle, in der Asylsuchende untergebracht sind. In Meerane (Sachsen) randalieren rund 100 Menschen am Bahnhof, wo Asylsuchende in Busse umsteigen sollen. In Berlin-Johannistal dringen Unbekannte auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft vor und werfen einen Böller vor die Eingangstür. In Jena wird ein 27-jähriger Asylsuchender an einer Straßenbahnhaltestelle zusammengeschlagen, er wird wegen leichter Verlet- zungen in der Notaufnahme behandelt.