aus: http://www.musikexpress.de/reviews/diverse-refugees-welcome-gegen-jeden-rassismus/
Die ästhetische Deformation von Benefiz-Samplern ist ein gern verschwiegenes Ärgernis. Auch in dieser Rezension taucht es nur als Nebenwiderspruch auf, da bei dieser Zusammenstellung zum Glück mal nicht nur der Zweck gut ist.
Jedes Album, das man ersteht, möge gut sein, doch dieser Wunsch erlebt bei Zusammenstellungen für „den guten Zweck“ noch mal echte Potenz. Man möchte sie schließlich nicht nur stark finden, sondern muss es ja eh. Mit ihrer Disposition sind sie kaum zu kritisieren, ohne dass ihre Kritiker sich gleich mit dem zu vertreibenden Unrecht gemein machen. „Dieses neue Album für den Klimaschutz ist echt der letzte Rotz“ – noch weniger beliebt macht man sich da nur, wenn man im Zoo Pandas abknallt.
So wird unter dem Benefiz-Banner auf ewig viel Halbgares durchgewinkt. Auch wenn der Weltgeist ächzte, als es vor einigen Monaten galt, einer Platte pro Refugees zumindest höflich Applaus zu spenden. Einer Platte, die bei 36 Interpreten nur eine Frau transportierte. Weiße männliche Mittelstandslogen gegen Nazis? Sorry, das Schulterklopfen müsst ihr euch selbst geben. Denn es geht auch anders, wie dieser Sampler aus dem Dunstkreis des Testcard Verlags beweist. Das linke Electropop- und Punkmilieu wurde abgeklappert, HipHop inklusive – am Ende stellte man ein dem Sujet angemessen biestiges Fanal auf.
Den schöngeistigen Protestsong, der klingt wie die musikgewordene Slogankünstlerin Barbara (Gewalt von rechts wie auch links ist zu verurteilen!), sucht man vergebens. Sinnbildlich eher die Egotronic-Produktion „Deutschland, Arschloch, fick dich!“ oder „Deutlich unterbewaffnet in Hellersdorf“ von Das Flug. Dazu kommen neben viel Infomaterial unveröffentlichte Stücke von Sookee, Brockdorff Klang Labor, Frittenbude, Pisse … Eröffnet wird das alles von Dirk von Lowtzows zauberhaftem „Fuck You Frontex“. Making Benefiz a threat again.