Kroatien, Harmica, 19.09.2015
Tausende Flüchtlinge, hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und den Irak, fliehen zur Zeit über die sogenannte Balkanroute.
Hier: Flüchtlinge warten an der kroatisch-slowenischen Grenze, die von der slowenischen Polizei blockiert wird. 
Foto: Roland Geisheimer / attenzione

Flüchtlingskrise in Europa? Das Problem heißt Rassismus!

Seit langem dominiert die »Flüchtlingskrise« die Nachrichten in Europa. Im Jahr 2015 kamen 856.723 Flüchtlinge über den lebensgefährlichen Seeweg nach Griechenland. Im Januar 2016 ist die Anzahl mit 65.775 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, um ein vielfaches höher als im Januar 2015 (5.500).
Doch sind die Flüchtlingszahlen in der EU vor dem Hintergrund der weltweiten Zahlen verwunderlich? Fast 14 Millionen Menschen wurden 2014 aus ihrer Heimat vertrieben. Wie viele kamen 2014 als Asylsuchende in Europa an? 714.000 Menschen.
Ein drastisches Beispiel für die weltweite Flüchtlingskrise ist der Libanon. Das Land mit seinen knapp 6 Millionen Einwohnern hat über eine Million syrische Flüchtlinge aufge- nommen: 2014 kamen dort auf 1.000 Einwohner 232 Flüchtlinge. Zum Vergleich: In der gesamten EU kamen 2014 auf 1.000 Einwohner 1,2 Asylbewerber. In Schweden kommen 2014 8,4 Flüchtlinge auf 1.000 Einwohner, in Deutschland 2,5, in vielen EU-Staaten kommt auf 1.000 Einwohner noch nicht mal ein Asylsuchender.
Die Zahlen für das Jahr 2015 werden erst im Folgejahr genau berechnet werden können. Sicher ist: Sie werden deutlich höher liegen als im Vorjahr. Die EU-Kommission erwartet bis 2017 die Ankunft von drei Millionen weiteren Flüchtlingen in Europa. Eine Zahl, die sich angesichts der Einwohnerzahl der EU schnell relativiert: Über 500 Millionen Einwohner zählen die 28 Mitgliedstaaten der EU.
Knapp zusammengefasst: Grund für die »Flüchtlingskrise« der EU sind nicht die vielen Flüchtlinge – sondern der in der EU weit verbreitete Rassismus, der die Asylpolitik der EU-Staaten entscheidend prägt.